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Machen Sie es einfach!

Barack Obama ist einer, der es sich gerne einfach macht. Zumindest was die Wahl seiner Garderobe betrifft. Er hat nur blaue oder graue Anzüge, verriet der Ex US-Präsident unlängst einem Journalisten. Sein Job war eine endlose Abfolge von Entscheidungen, da wolle er sich nicht auch noch jeden Morgen vor dem Schrank den Kopf zerbrechen, blau oder grau. Eine einfache Entscheidung. Vermutlich die einfachste, die Obama an den meisten Tagen zu fällen hatte während seiner Präsidentschaft.

Auch wenn uns Normalbürgern die Vorstellung eines Lebens als amerikanischer Präsident schwerfallen dürfte, kenne wir den Frust, den ständiges Auswählen und Entscheiden mit sich bringen kann. Nicht von ungefähr spricht der Volksmund von der „Qual der Wahl“. Je vielfältiger die Optionen, desto schwieriger ist es, die richtige Entscheidung zu fällen, überhaupt eine Entscheidung. Und da in der heutigen Zeit selbst der Kauf einer Tasse Kaffee ein Strategiepapier erfordert – ich hörte letztens, wie jemand einen „koffeinfreien Venti Magermilch Java Chip Moccacino“ bestellte -, wünscht man sich bissweilen die guten alten Zeiten zurück. Als die Dinge noch einfacher waren, übersichtlicher und verständlicher. Als Bedienungsanleitungen noch nicht dick wie Telefonbücher waren. Als eine Tasse Kaffee noch eine Tasse Kaffee war. Denn die meisten Menschen wollen nicht hundert Optionen, sie mögen es einfach.

Wer ein zu grosses Angebot und zu viel Auswahl hat, ist unzufrieden. Man hat ständig das Gefühl, eine falsche Entscheidung getroffen oder eine wichtige Information verpasst zu haben. Irgendwann kapituliert vor dem Überangebot. Lust kippt in Frust, Freiheit in Orientierungslosigkeit. Die Soziologen haben bereits Begriffe für dieses Phänomen geprägt: sie sprechen von „Feature Fatigue = Merkmalsmüdigkeit“ und „Decision Fatigue = Entscheidungsmüdigkeit“. Wir sind es müde, ständig neue Angebote präsentiert, zusätzliche Funktionen vorgeführt und verschiedene Optionen aufgereiht zu bekommen.

Selbst eine Institution wie die italienische Küche muss neuerdings Kompromisse eingehen, das realisierte man immer öfters an Geburtstagsfeste oder an Anlässe. Lasagne, einen Klassiker. Nun gibt es immer öfters Lasagne in dreifacher Ausführung: einmal ohne Milch und Käse (Laktoseintoleranz), einmal ohne Knoblauch (empfindlicher Magen-Darm-Trakt) und einmal klassisch mit Hackfleischsauce. Ernsthaft? Wenn selbst eine Lasagne zum Unterfangen wird, das eine vorgängige Umfrage zwecks Abklärung von Allergien und Ernährungsphilosophien erfordert; wie kompliziert ist das Leben eigentlich geworden? Es sind nicht nur die Ansprüche, die steigen. Selbst die kleinste Handlung wird zum Statement darüber, wer wir sind oder eher: wer wir sein möchten – wie emanzipiert, fortschrittlich, umweltbewusst, engagiert. Jedes Biorüebli, jedes rosa Mädchenröckli, jedes 80% Pensum ein Bekenntnis! Dass man mal etwas einfach so tut, ohne tiefere Absicht, ist keine Option. Wir hätten das alles gerne wieder etwas einfacher und es darf auch ein bisschen weniger sein.

Dieses Motto schliessen wir uns an!

Wir wollen uns nicht nur an Traditionen klammern, sondern mit der Zeit gehen. Dennoch ist die heutige Welt komplexer geworden. Darum gibt es bei uns keine Karte, wir bieten nur diese Produkte an, welche gebacken worden sind, kein Überangebot, nur das Tagesangebot - fertig. Was der Markt halt gerade so hergibt.

​​​​​​​Bei uns hat vom Papst bis zum Surprise-Verkäufer jeder Platz, der sich an die Hausregeln hält. Also der Papst hat sich noch nicht gemeldet, aber ihm sowie alle Seniorinnen und Senioren sowie alle anderen Gäste - steht die Tür offen. Hier sollen sich ganz unterschiedliche Menschen miteinander treffen. Auch solche Menschen, die Wärme und Seelenwärme suchen. Um das Gefühl erwartet, aufgenommen, aufgefangen zu sein. Um einen lieben Blick, ein liebes Wort. Also nicht nur darum, den Bauch zu füllen, ein bisschen Geld zu verdienen, sondern auch darum, seelisch nicht zu verhungern.

Minimal Hausregeln sind für alle verbindlich. Man kann vieles bei uns, aber man muss nichts ausser sich an die Hausregeln halten
  1. Respekt von Menschen, Tiere und Sachen
  2. Diskretion wird hochgehalten, wenn es erwünscht wird
  3. Keine Gewalt, man begegnet einander offen, mit Respekt und Rücksicht
  4. Jeden so annehmen, wie er ist
  5. Auch verbale Aggressionen führen zu einer Verwarnung. Beim zweiten Mal ist man draussen​​​​​​​

Die Mitbeteiligten sollten Humor, Abenteuerlust, Spass am Backen, das ein oder andere Geheimrezept und offen für Neues mitbringen. Wer sich an diesen Spielregeln hält und unsere Philosophie akzeptiert, ist herzlich eingeladen mitzumachen.