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«Indem wir das Wohl anderer anstreben, fördern wir unser eigenes» soll Platon einmal formuliert haben.
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Es ist anzunehmen, dass Sie diese Wörter vielleicht auch kennen - ob Sie sie nun kennen oder nicht, so möchten wir es weitergeben. Die Zahl der Menschen, die sich alleine, verloren und ausgegrenzt fühlen, wächst auch in der Schweiz – ausgegrenzte Kinder, Jugendliche, Erwachsene, ältere Personen, Randständige, Obdachlose, alleinerziehende Mütter/Väter - die u.a. Sozialhilfe beziehen und welchen es aufgrund ihrer Situation und/oder physischen Beeinträchtigungen oder wegen den Arbeitsmarkt nicht möglich ist, regelmässig oder einen besseren Lohn zu beziehen.

Bei uns werden in erster Linie ältere Leute bevorzugt, das Backen soll der Seele und auch dem Portemonnaie gut tun. Wir finden die ältere Generation hat es verdient, dass sie von uns unterstützt werden, damit sie auch im Alter in Würde, Sicherheit und Selbständigkeit leben können.

Es ist wichtig, zwischen Alleinsein und Einsamkeit zu unterscheiden. Erst wenn das Alleinsein als Einsamkeit empfunden wird, ist es ein Problem. Insbesondere dann, wenn die Situation nicht freiwillig herbeigeführt, sondern aufgezwungen wurde. Der Mensch ist ein soziales Wesen und definiert sich üeber seine Mitmenschen. Wenn das wegfällt und es draussen still wrid, kann das Innenleben ganz schön laut werden. 

Wir leben in einer Zeit der Tüchtigen und der Gewandten, der Schönen und der Kräftigen, wir trainieren im Fitness-Studio, bilden uns weiter und versuchen, den andern stets einen Schritt voraus zu sein. Da darf niemand schwach oder krank werden. In der Welt der Ranglisten haben Armut und Ausgrenzung keinen Platz! Man darf alles sein in der heutigen Gesellschaft: angeberisch und ausländerfeindlich, draufgängerisch und dreist, lästig und langweilig und respektlos – nur arm sein ist verboten. Corona hat uns zwar allen einen deftigen Dämpfer verpasst, das sozialen Leben wurde auf ein Minimum reduziert, aber nur weil uns dies aufgezwungen wird, sonst wäre alles so wie früher.

 Caffé Sospeso (aufgeschobenen Kaffee

Für jemand zu sorgen macht zufrieden. Allzu viel Verantwortung tragen zu müssen kann jedoch zur Last werden. Benachteiligte Menschen sind auf Hilfe von Staat, Institutionen und freiwilligen Helfern angewiesen. Durch unsere Spende oder Freiwilligenarbeit schenken wir diesen Menschen Zeit für einen schönen Nachmittag, für unbeschwerte Stunden. Solidarität hilft Menschen die verlorene Kraft, Vertrauen und Geduld wiederzufinden. Das Gefühl etwas Sinnvolles zu leisten, erfüllt mit Zufriedenheit. Diese Freiwilligenarbeit stärkt zudem die Identifikation mit dem eigenen Lebensraum und bietet Kontakt zu anderen Menschen. Sie ist der Kitt, der die Bevölkerung zusammenhält. Wenn wir diesen Leuten einen Teil unserer Zeit und/oder Wohlstand widmen oder schenken, bewahren wir die Mitmenschlichkeit. Sie wird vielleicht eines Tages auch der Armut besiegen. Wir sind keine Profis, sind aber stolz mit unseren Herzen dabei zu sein. „Ich konnte etwas in der Tat umsetzen“.
"Häng mal noch einen Kaffee dran"
Die Backstube will sich an ein weiteres soziales Projekt beteiligen und dafür benötigen wir (auch) unsere Kundschaft. Die Idee des Gratis-Kaffees kommt ursprünglich aus Italien, genauer gesagt aus Neapel. Nach dem Ersten Weltkrieg, als sich nur die reiche Oberschicht den Kaffee in der Bar leisten konnte, begann diese aus Solidarität mit den ärmeren Italienern für einen «caffé sospeso», einen aufgeschobenen Kaffee also, zu bezahlen. Wer sich keinen Espresso leisten konnte, fragte in der Bar: «C’è un caffè sospeso?» und bekam einen Gratis-Kaffee offeriert. Eine schöne Idee, ein tolles Angebot!

Das Konzept hat in Neapel überlebt und es kam zu einen Dominoeffekt: über viele Kanäle findet ein italienischer Brauch seinen globalen Weg - auch nach Basel. Hier in die Schweiz nennt man es: Café Surprise. Das Konzept des Café Surprise ist wie beim Caffé sospeso, es beruht sich auf dem Solidaritätsprinzip: Wer sich mehr leisten kann, bezahlt für solche, die es sich weniger leisten können. In unsere Region gibt es bereits eine ganze Reihe von Betrieben, die Gratis-Kaffee für diese Menschen möglich machen.

Bemerkenswert am Ganzen: jeder Kaffee, der zum Nulltarif aufgetischt wird, wurde vorher von hilfreichen Menschen vorfinanziert respektive gesponsert. Die Kunden kaufen ein und zusätzlich können sie freiwillig einen Café Surprise bestellen - wir möchten auch einen Kuchen Surprise offerieren. Für jeden diesen gesponserten Getränk oder Gebäck gibt es einen Strich auf unsere „Gästebon-Tafel“.
Sobald ein Café Surprise ausgeschenkt wird, verschwindet wieder diesen Strich und es macht Platz für die anderen. Die Menschen, die es nötig haben, können einfach in die Backstube kommen und ein Café oder Kuchen Surprise bestellen.
Sie haben dabei die Auswahl aus zwei Heissgetränken – langer Kaffee oder Espresso. Da wir eine kleine Kaffeemaschine haben, können wir nicht mehr anbieten.

Kaffee trinken/Kuchen essen - so funktioniert es:
Schauen Sie auf der Tafel nach, ob sich spendierte Kaffees/Kuchens darauf befinden oder fragen Sie uns. Dann können Sie Ihre Bestellung aufgeben und eine Tasse Kaffee oder ein Gebäck kostenlos geniessen.
Kaffee spendieren/Kuchen spendieren - so funktioniert es:
Sie bezahlen zusätzlich zu Ihrem Einkauf einen extra Kaffee/extra Stück Kuchen. Dieser wird einer Strichliste auf einer gut sichtbaren Tafel im Raum hinzugefügt und kann anschliessend von einer bedürftigen Person bestellt werden.
„Indem wir das Wohl anderer anstreben, fördern wir unser eigenes“
(Platon, 427 – 347 v. Chr., griechischer Philosoph)