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Über den Zaun…

Nutztiere leben und sterben für unseren "Nutzen". Sie haben keinen Namen, und die meisten von ihnen sehen wir nie. Denn schliesslich sind sie es, um die sich hier alles dreht, die meisten Lebensmittel liefern sie.

Obwohl wir tierischen Lebensmittel essen und verarbeiten, sind wir gegen jede Art von Gewalt gegenüber Tieren und sagen auch Herzlichen Dank an die vielen Menschen, die sich unermüdlich für ein besseres Leben aller Tierarten einsetzen.

Bewusst werden Tiere millionenfach getötet, gejagt, erschossen, gequält, grausam misshandelt und dergleichen mehr. Tiere sind aber wie Menschen - sie leiden und fühlen und lieben wie wir die Freiheit und die Geborgenheit. Ein Lebewesen hat das Recht, mit Würde behandelt zu werden. Wir dürfen die Tiere nicht vermenschlichen, doch noch viel weniger dürfen wir sie versachlichen. Beides wird ihnen nicht gerecht und letztendlich auch nicht uns. Ein Hund will ein Hund sein und ein Schwein ein Schwein – und jedes Tier hat ein Recht auf ein artgemässes Leben. Das hat viel mit Würde zu tun – nicht zuletzt auch unserer eigenen.

Nutztierschutz ist ein besonders steiniger Weg, aber hartnäckiges Engagement auf allen Ebenen führt immer wieder zu Erfolgen. Gerade deswegen haben auch sie Anrecht auf ein anständiges Leben und auf Schutz. Viele Tierrassen finden gar keinen Zugang zu einem Tierheim und landen so oft in einem Schlachthaus. Diesen Tieren bieten Tierasyle oder Gnadenhöfe eine Chance, das Leben in Frieden und artgerecht geniessen zu können. Leider gibt es viel zu wenige Tierasyle und viel zu viele leidgeprüfte Tiere auf unsere Erde.

Was ist ein Gnadenhof? Ein Gnadenhof ist kein Tierheim. Tierheime nehmen Tiere auf und vermitteln sie weiter. Auf einem reinen Gnadenhof dürfen Tiere aber ihr restliches Leben verbringen. Sie werden nicht weitergegen und werden freigekauft. Das hat auch sein Grund. Viele Tiere welche den Weg zu einem Gnadenhof finden, haben schon eine Odyssee hinter sich. Warum gibt es den Gnadenhof? Die Aufgabe ist, vielen Tieren gross und klein, einen guten Platz zu geben, wo sie bis an ihr natürliches Lebensende leben können, ohne Angst und ohne Schmerzen. Gnadenhöfe oder oft Lebenshöfe/Tierasyl genannt, sind ein wichtiger Bestandteil der gesellschaftlichen Tierbefreiung, weil sie zeigen, wie z.B. Kühe, Schweine, Ziegen, Schafe, Hühner, Pferde, Esel oder Gänse leben, wenn sie frei sind und einfach nur sie selbst sein können. Unsere Gesellschaft hat die Nutztiere aus unserem Leben verbannt und damit ihr Leid unsichtbar gemacht.

Es ist nicht die Frage, wie und ob man helfen kann, sondern viel mehr die Frage ob man helfen möchte. Aktiver Tierschutz heisst nicht rahmensprengende Aktionen zu starten, die das Interesse der Öffentlichkeit kurzfristig erregen. Auch bedeutet aktive Mithilfe nicht sich in den finanziellen Ruin zu stürzen. Vielmehr beginnt der Tierschutz oftmals in den eigenen vier Wände oder unmittelbar vor der Haustüre. Auch ist es so, dass man nicht für Gott und die Welt spenden muss oder in gerne Länder reisen muss, um Gutes zu tun. Denn jeder kann einen kleinen Beitrag zum aktiven Tierschutz beitragen. So kann man die zahlreichen Tierheime der Region oder Gnadenhöfe ebenso unterstützen, wie auch die alte Dame im Nachbarhaus, die aufgrund des Alters ihren Dackel nicht mehr regelmässig ausführen kann.

Es ist uns bewusst, dass das tägliche Tun doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist, aber für diese Handvoll Individuen ändert sich alles. Die Hoffnung bleibt, dass aus vielen kleinen Tropfen irgendwann ein Meer der Empathie wird, dass sich immer mehr Menschen gegen die Ausbeutung der Nutztiere wenden und erkennen, dass jedes Tier - ein Huhn nicht weniger als ein Hund, ein Pferd oder ein Mensch - ein fühlendes, seelenvolles und achtenswertes Wesen ist. Das gibt Kraft und Motivation. Man kann einzelne retten! Irgendwo muss man einfach anfangen. Aufhören tut es nie.

Muss das sein?

Über 56 Milliarden Nutztiere werden jedes Jahr von Menschen getötet. Mehr als 3000 Tiere sterben pro Sekunde in Schlachthöfen überall auf der Welt. In dieser schockierenden Zahl sind noch nicht einmal Fische und andere Meerestiere mit eingerechnet, welche aufgrund der hohen Todesrate nur in Tonnen gemessen wird. Tiere sind nicht einfach Produkte zum Essen, sondern denkende und fühlende Individuen, die ihr Leben genießen wollen. 

Die meisten Tiere werden gewaltsam den Haltungsformen angepasst: Hörner, Ringelschwänze, Schnäbel und z. T. auch Zähne werden ohne Betäubung gekürzt/abgetrennt (die Hühnermast bildet eine Ausnahme, weil die Tiere so jung geschlachtet werden). Wesentliche Grundbedürfnisse der Tiere werden ignoriert und ihre Bewegungsfreiheit wird stark eingeschränkt. Derart geschundene Kreaturen können auch keine gesunden Lebensmittel liefern. Fühlt sich ein Tier nicht wohl, ist auch das Produkt belastet. 

Um die Tiere trotz unpassender Haltung leistungsfähig zu erhalten, ist eine häufig routinemäßige Abgabe von Antibiotika unvermeidlich geworden, was auch Gefahren für die menschliche Gesundheit mit sich bringt. ...viele der Tiere kannten in ihrem Leben nur den negativen Kreislauf. Sie wurden misshandelt, missachtet, vernachlässigt, ausgesetzt oder ganz einfach „weggeworfen".

Sie müssen 50L Milch am Tag produzieren, Preise im Turnierreiten gewinnen oder möglichst schnell Fleisch ansetzen. Erfüllen sie ihr Soll nicht, werden „Nutztiere aussortiert“ und landen nach nur kurze Zeit beim Schlachter. Aber nicht alle Tiere müssen „jung“ sterben. Unseren Haustieren zum Beispiel wünschen wir fraglos ein langes und gutes Leben. Stolz erzählen wir von unserem Hund, der 15 Jahre alt ist, und rechnen sein Alter mal sieben in Menschenjahre um. Die Behandlung seiner Beschwerden lassen wir uns – was nur recht ist – gerne etwas kosten. Spezialfutter, Aufbaupräparate, künstliche Hüftgelenke, Krebstherapie, Wellness: im Schnitt investieren wir an die CHF 10‘000 in ein Hundeleben. 

Für Ihre Halter sind Tiere meist ein Mitglied der Familie – der beste Freund, für manche sogar Kinderersatz mit dem dazugehörigen Verwöhnungsprogramm. Wir haben ein merkwürdig ambivalentes Verhältnis zu Tieren, das von kuriosen Formen der Vermenschlichung bis zur industriellen Ausnutzung reicht. Denn entscheidend beim Miteinander von Mensch und Tier ist immer die menschliche Perspektive, denn der Mensch ist in den allermeisten Fällen das stärkere Tier. Während wir dem Hund einen Platz auf unserem Sofa gewähren, treiben wir die Schweine auf die Schlachtbank. Rund 60% befürworten zwar eine artgerechte Tierhaltung, aber nur 33% sind wirklich bereit, deswegen auch mehr Geld fürs artgerechtes Fleisch auszugeben.

Länger leben dürfen übrigens auch Tiere, die etwa Exotisches an sich haben. Und die wir, vielleicht nicht zufällig, ihr Leben lang, in Gefangenschaft halten. Wie die Robbie namens Smoke im Bostoner Aquarium New England oder die Elefantenkuh Delhi vom Schweizer Circus Knie, beider schon weit über 40 Jahren alt. Einige dieser „Exemplare“ bekommen nach ihrem Ableben sogar einen Nachruf. Oder sie haben – wie Ales, angeblich der klügste Papagei aller Zeiten – eine eigene Wikipedia-Seite. 

​​​​​​​Woran liegt es, dass manche Tiere länger leben dürfen als andere? Die ehrliche Antwort lautet: das liegt bei uns. Wir sind es, die darüber entscheiden. In den meisten Fällen geht es – wie bei Sachen – einfach darum, wie lange sie uns etwas bringen. Darauf reduziert sich dann die Lebensdauer dieser Nutztiere.

Nehmen Sie sich die Zeit um ins Tierheim zu gehen oder sogar einen Gnadenhof zu besuchen. Wagen Sie einen Blick über den Zaun, um mehr davon zu erfahren. Einige Bauern sind aus der klassische Nutztierhaltung ausgestiegen, haben neue Wege gesucht und ihre Höfe in solche Gnadenhöfe umgewandelt. Gnadenhöfe werden in der Regel von Fundraising, Patenschaften und Besuchern finanziert. Solche Höfe dienen keinem kommerziellen Zweck und haben unsere Unterstützung verdient.

Wir möchten im Kleinen wieder gutmachen, was an unendlich grossem Leid der Tierwelt angetan wurde und wird.
 "Die Grösse und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie die Tiere behandelt"
(Mahatma Gandhi, 1869 – 1948, indischer Rechtsanwalt, Widerstandskämpfer, Pazifist)